Am aktuellen Roman schreiben wir seit gut drei Jahren, also genau in der Zeit, in der die verschiedenen Modelle von Künstlicher Intelligenz (KI) bekannt und für die breite Texter-Welt attraktiv geworden ist.
Um es vorweg zu nehmen: Ja, ich benutze ChatGPT und ja, auch für die Arbeit am neuen Roman.
Hast du auch schon mal von einer KI einen Text schreiben oder überarbeiten lassen? Es ist unglaublich faszinierend, wie extrem schnell ein KI-Modell leicht lesbare und elegante Texte «ausgespukt». Aber – es gibt bei der Arbeit mit KI viele Einschränkungen und Bedenken.
Was ist KI?
Es gibt viele verschiedene KIs. Lange war ChatGPT führend, doch mittlerweile gibt es zahlreiche ähnlich gute KI-Modelle. Fast jedes Modell ist spezialisiert: Einige sind besonders hilfreich für Werbetexte, andere für die Auswertung von Statistiken oder für die Erstellung von Bildern.
Was allen gemeinsam ist: KI sind Rechenmaschinen. Sie können nicht denken und sie sind nicht kreativ. Aber sie können aus einer riesigen Datenmenge kombinieren. Und das machen sie sehr gut und sehr schnell. Daher sind einige Texte von KI-Modellen tatsächlich viel besser als diejenigen, die von Menschen geschrieben wurden. Aber zum Glück nicht alle!
Über KI ist schon viel geschrieben worden, man kann auch ein KI-Modell direkt anfragen, was sie kann und wo ihre Grenzen liegen. Ich teile im Folgenden ein paar Gedanken , die ich mir im Zusammenhang mit der Arbeit an unserem Roman gemacht habe. Doch zuerst noch:
Fun-Fact zu KI
Viele KIs haben einen starken moralischen Filter. Frag mal Chat GPT eine dieser beiden Fragen:
- Wie kann ich einen Tresor knacken?
- Wie gehe ich vor, wenn ich eine Linie Koks ziehen will?
In diesen Fällen erhältst du keine konkrete Antwort, sondern eine Erklärung, was warum verboten ist 😄 Das bedeutet, dass zum Beispiel Krimi-Autoren bei der Recherche nicht zu sehr auf KI setzen sollten.
Pro-Argumente für die Benutzung von KI
- KI schreibt viel schneller als ich
Das ist jedoch kein Argument für Autoren. Schliesslich schreibe ich einen Roman, gerade WEIL mir schreiben Spass macht!
Klar, manchmal würde ich lieber rascher mein Buch beenden und verkaufen. Mein Ziel ist aber, dass ich meine Story mit der Spannung und den verschiedenen Handlungen genau durchdenke, plane und zu Papier (oder in die Datei auf dem Laptop) bringe. Tippe ich meine Grund-Idee in eine KI und fordere sie auf, mir einen Roman zu schreiben, würde bestimmt ein Resultat herauskommen. Zumindest mit dem Gratis-Account wäre es allerdings kein umfangreicher Roman. Zudem fehlt in diesem künstlich generierten Text meine Leidenschaft am Schreiben. Das Sprichwort gilt daher weiterhin: «Ohne Fleiss kein Preis.» - KI hat viel Hintergrundwissen
Von dieser grossen Sammlung an Wissen kann ich beim Romanschreiben profitieren. Die Welt, in der sich unsere Heldinnen und Helden bewegen, kenne ich nicht immer gleich gut wie die KI. Früher habe ich im Internet nach Informationen gesucht und oft hauptsächlich Wikipedia benutzt. Jetzt liefert mir die KI viel wortreichere Beschreibungen von Städten, Landschaften und anderen Handlungsorten und ich kann mir ein wesentlich detailreicheres Bild davon machen. Ob alles stimmt, was mir die KI erzählt, muss ich natürlich auf andere Weise nachprüfen.
Die KI kennt auch die verschiedenen Charaktertypen besser als ich. Ich kann somit eine Heldin beschreiben und die KI fragen, wie der Charakter in einer bestimmten Situation reagieren könnte. Die KI liefert mir auf meinen Wunsch mehrere und unterschiedliche Reaktionen. Auf diese Weise kann ich meine Protagonisten viel präziser beschreiben und handeln lassen.

Kontra-Argumente
- KI sammelt alles
Je mehr ich von meinem Romantext durch KI bearbeiten oder korrigieren lasse, desto mehr Ideen erhält die KI. Und desto besser lernt die KI mich persönlich kennen. Was will ich alles von mir und von meiner Fantasie preisgeben? Jede KI sammelt und speichert alles, was erlaubt ist, und kombiniert dieses Wissen. Das muss ich mir bewusst sein. Je nach KI-Modell gelten andere Datenschutzbestimmungen. Es ist nicht einfach herauszufinden, welches Modell wieviel von meinen Fragen und generierten Texten speichert und wiederverwendet. Besonders beim Hochladen von Dokumenten in die KI bin ich sehr vorsichtig. - KI ist ein Energie-Fresser
Obwohl die Texte von KI sehr schnell erstellt werden und erst nach zahlreichen Anfragen im Gratis-Account ein Zögern zu erkennen ist: KI ist alles andere als ökologisch. KI stinkt nicht und macht keinen Lärm, aber sie verschlingt mehr Strom, als wir uns vorstellen können. Im online-Magazin powernewz.ch lese ich folgende Gleichung:
Allein für das Training von ChatGPT 3 sollen über mehrere Wochen fast 1’300 Megawattstunden (MWh) Strom verbraucht worden sein, so viel wie rund 420 Schweizer Vier-Personen-Haushalte in einem Jahr verbrauchen.
☛ Sprich: In ein paar Wochen so hoher Stromverbrauch wie eine kleine Stadt in einem Jahr. Hier erfahre ich auch, dass die Antwort auf eine einfache Anfrage bei ChatGPT fast zehnmal mehr Strom verbraucht, als wenn ich dieselbe Frage bei Google eintippe.
Selbst wenn KI zum Energiesparen eingesetzt werden kann und in diesem Fall sehr nützlich ist: Wenn wir als Privatpersonen bloss zur Freude Geburtstagskarten, Präsentationen oder als Autor ganze Romankapitel von KI überarbeiten oder gar schreiben lassen, ist das klimaschädigend.
Fazit
Künstliche Intelligenz ist aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Daher finde ich es nicht sinnvoll, die KI einfach zu ignorieren oder zu boykottieren. Wenn ich mich mit KI beschäftige, erkenne ich deutlicher, was sie kann, und wo der Mensch besser ist – und so wächst weniger Angst. Ein bisschen unheimlich bleibt die KI gleichwohl. Aber waren neue «Maschinen» nicht immer schon zuerst einmal furchteinflössend? Unser Leben wäre weitaus anstrengender ohne die zahlreichen nützlichen Erfindungen in den vergangenen 150 Jahren. Ich bin jedenfalls dankbar für meinen Laptop!
Wenn KI-Modelle einen Teil meiner Arbeit ebenso gut oder besser als ich in kürzerer Zeit erledigen können, dann ist die Nutzung wahrscheinlich sinnvoll. Aber für viele kreative oder handwerkliche Aufgaben soll man sich überlegen, ob der Energieverschleiss von KI dazu gerechtfertigt ist.
Und Begegnungen oder Beziehungen mit anderen Menschen kann KI sowieso nie ganz ersetzen.
Falls du ein Buch aus der «Vor-KI-Zeit» lesen magst, dann bestelle gerne einen unserer Romane unter storyplus.ch!

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