Die Schweizer Autorin Edith Gould hat zur Blogparade „Diese 3 Bücher haben mein Leben auf den Kopf gestellt“ aufgerufen. Die Idee hat mich sofort angesprochen – auch wenn es für eine Leseratte wie mich alles andere als leicht ist, sich auf drei Bücher zu beschränken.
Ich habe im Laufe meines Lebens Hunderte gelesen, und an fast jedem einzelnen hänge ich auf irgendeine Weise. Doch ich nehme die Herausforderung gerne an – im Wissen, dass dieser Text morgen schon ganz anders aussehen könnte. Denn Bücher begleiten uns, und ihre Wirkung verändert sich oft mit der Zeit.
Hier also drei Bücher, die mich besonders geprägt haben:

1. Die rote Zora – Kurt Held
Ich war etwa neun Jahre alt, als ich „Die rote Zora“ zum ersten Mal las. Es war das dickste Buch, das ich bis dahin in den Händen hielt – und ich war mächtig stolz, die rund 400 Seiten in wenigen Wochen durchgelesen zu haben. Nicht, weil ich Rekorde aufstellen wollte, sondern vor allem, weil mich die Geschichte tief berührte.
Ich war schon früh eine sehr sensible Leserin. Branko, einer der Protagonisten, weckte mein ganzes Mitgefühl. Die Ungerechtigkeit, mit der arme Kinder behandelt wurden, liess mich oft weinen. Was mich an Zora beeindruckte, war nicht nur ihr Mut, sondern vor allem ihr ausgeprägter Gerechtigkeitssinn. Vielleicht habe ich sie auch ein wenig beneidet – um ihr Selbstbewusstsein und ihre Entschlossenheit, für andere einzustehen, selbst wenn es gefährlich wurde.
Ich habe das Buch mehrfach wieder gelesen. Den Film dazu sah ich erst viel später mit meinen Töchtern – aber Verfilmungen waren für mich nie entscheidend. Das Kopfkino beim Lesen war mir immer wichtiger.
Spannend war für mich beim Nachdenken über die rothaarige Zora die Frage: Warum Zora und nicht Pippi Langstrumpf? Auch Pippi hat mich lange begleitet – nicht zuletzt, weil ich oft in Schweden in den Ferien war und ihre Geschichten irgendwann sogar auf Schwedisch lesen konnte. Doch Astrid Lindgrens Erzählungen waren für mich zu märchenhaft, zu fantastisch. Ich liebe Geschichten, die realistisch sind, die so oder ähnlich wirklich passiert sein könnten. Und deshalb blieb mir Zora immer näher als Pippi.

2. Die Kinder aus Nr. 67 – Lisa Tetzner
Diese neunteilige Reihe von Lisa Tetzner gehört bis heute zu den eindrücklichsten Leseerlebnissen meiner Kindheit. Ich entdeckte sie in der Schule – meine Lehrerin las uns jede Woche ein oder zwei Kapitel vor. Es war „Die Kinder auf der Insel“, Band fünf der Reihe, was ich damals noch gar nicht wusste.
Die Geschichte: Viele Europäer fliehen in den 1930er-Jahren mit einem Schiff nach Südamerika, doch zuerst will kein Land die Flüchtlinge aufnehmen. Kurz vor der Küste Boliviens kentert das Schiff – nur acht Kinder überleben und retten sich auf eine unbewohnte Insel. Ein Schicksal, das mir schon damals unter die Haut ging. Und heute, angesichts aktueller Flüchtlingsdramen im Mittelmeer, wirkt die Geschichte erschreckend aktuell.
Als ich erfuhr, dass es noch weitere Bände gab, wünschte ich mir zu jedem Geburtstag ein weiteres Buch. Damals wurden sie neu als Doppelbände aufgelegt, der neunte Band erschien erst später – ich musste einige Jahre darauf warten. In diesem letzten Band sind die Kinder erwachsen. Mirjam, eine der Hauptfiguren, trifft darin eine folgenschwere Entscheidung – meine Cousine und ich sind uns bis heute einig: Sie hat den falschen Mann gewählt.
Diese Reihe hat mich geprägt. Ich liebe Entwicklungsgeschichten mit zeitgeschichtlichem Hintergrund – am liebsten möglichst lang, mit Figuren, die wirklich gelebt haben könnten. Bücher, die sich so real anfühlen, dass man meint, sie wären wahre Geschichten. Das war – und ist bis heute – mein bevorzugter Lesestoff.
Ein Fun-Fact, den ich erst jetzt beim Schreiben bemerkt habe: Lisa Tetzner und Kurt Held – die Autoren der beiden ersten Bücher – waren ein Ehepaar.

3. Die Sonate – unser eigener Roman
Unser erster selbstgeschriebener Roman hat mein Leben im wahrsten Sinne des Wortes auf den Kopf gestellt. Vor der Veröffentlichung hätte ich nie geglaubt, dass ich fähig bin, ganze Romane zu schreiben. Ja, Schreiben von Tagebüchern und Briefen lag mir – aber Geschichten mit Handlung, Figuren, Konflikten? Das traute ich mir lange nicht zu.
Doch dann erschien „Die Sonate“ – und etwas in mir veränderte sich. Seither ist Schreiben aus meinem Leben nicht mehr wegzudenken. Inzwischen arbeiten wir – mein Co-Autor und ich – am dritten Roman, dem bisher umfangreichsten. Wir haben unsere Arbeitsweise stark verändert, strukturieren sorgfältiger, denken mehr voraus. Und: Wir lesen heute Bücher mit ganz anderen Augen.
„Die Sonate“ verbindet zwei meiner grossen Leidenschaften: Musik und interkulturelle Begegnungen. Es ist die Geschichte von Johannes und Amélie – einem Theologiestudenten und einer Musikerin –, durchzogen von der Musik einer Sonate von Friedrich Händel. Die Geschichte führt uns nach Jerusalem, Freiburg, Thun, Besançon – und immer wieder tauchen zwei starke Nebenfiguren auf: Noée und Reyna. Zwei ganz unterschiedliche Frauen, die Amélies Leben und Denken herausfordern. Drei Frauen, ein Mann – das sorgt für Spannung.
Hast du unseren Roman schon gelesen? Auf Storyplus findest du weitere Infos und die Möglichkeit, das Buch zu bestellen.
Fazit
Diese drei Bücher – zwei aus meiner Kindheit und eines aus meinem eigenen Schreiben – haben mein Denken und mein Leben auf ganz unterschiedliche Weise geprägt. Sie zeigen mir: Geschichten wirken. Und manchmal verändern sie mehr, als man im Moment des Lesens ahnt.
Hast du auch 1, 2 oder 3 Bücher gelesen, die dein Leben auf den Kopf stellten? Ich bin gespannt auf deinen Kommentar!
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